Gedanken zu Ausstellungen // Planungen von Ausstellungen


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Ich habe nie wirklich die vielen Jahre, in denen ich mich der Fotoleidenschaft hingab, gezählt. Es ist eigentlich auch völlig uninteressant, aber ich stellte irgendwann fest, dass Menschen zu mir kommen u. sagen "Mach eine Ausstellung!".

Mh. Das ist cool und ich muss auch sicherlich quasi "eingestehen", dass sowas meine Eitelkeiten befriedigt, weil ich auch Freude daran empfinde, dass andere Menschen meine Motive konsumieren. Aber: ich beobachte diese und jene Herangehensweisen zu den Ausstellungen, der Organisation und der Promotion / Bewerbung.

Daher einmal einige Anregungen für die Personenkreise, welche gern Ausstellungen organisieren und hierfür Künstler:innen ansprechen möchten.

  1. Verschriftliche ein Konzept in Form eines Pitches mit folgenden Inhalten: Zeitraum, ansprechbare Zielgruppen, Ort, Schutzkonzepte für die Kunstwerke, Präsentationskonzepte für die Kunstwerke
  2. Betrachte die Künstler:innen als Partner:innen auf absoluter Augenhöhe, denn diese Personen liefern die Inhalte für genau Deine Ausstellung und bringen im Idealfall eine nicht zu unterschätzende Reichweite mit.
  3. Gehe niemals davon aus, dass Künstler:innen devot sind und auf Zuruf Kosten + Aufwand für Deine Ausstellung tragen.
  4. Verstehe: der Job von Künstler:innen ist es, Kunst zu produzieren. Das bedeutet NICHT, dass diese Personen die Kompetenz besitzen, sich selbst zu beschreiben, umfangreiche Werbetexte zu schreiben, oder sogar die Werke so zusammen zu stellen, damit eine Sammlung auf Deine Ausstellung passt.
  5. Abgeleitet aus (4): nimm Dir die Zeit und sichte die Werke der angesprochenen Künstler:innen, bewerte die Werke und wenn Du das nicht schaffst, organisiere Dir einen Profi aus dem Bereich. Hinweis: ich prüfe bei Anfragen und Diskussionen selbstverständlich, dass ein entsprechendes Budget für derartige Profis freigegeben wird. Grundsätzlich arbeite ich niemals mit Akteuren zusammen, welche hier mit kostenfrei arbeitenden Praktikant:innen kunstbezogene Öffentlichkeitsarbeiten planen und durchführen.
  6. Arbeite fokussiert und halte Dich an ausgehandelte Zeitpläne.
  7. Verstehe: Künstler:innen haben i.d.R. kein tiefergehendes Wissen zu den Aspekten des Marketings und der PR. Sicherlich kann man davon ausgehen, dass diese Personen Reichweite besitzen und man sollte auch darum bitten, die Reichweite in das Projekt einzubinden ... ABER: Du bist dafür zuständig, sämtliche Außenkommunikationen zu kanalisieren.
  8. Wenn die Ausstellung läuft: steuere die Künstler:innen im Interesse der Ausstellung. Das bedeutet: bewege diese Partner:innen dazu, mit dem Publikum zu interagieren und lasse Fragen beantworten. Besser: lass die Künstler:innen über die Kunst / das Kunsthandwerk reden.
  9. Sorge für ein Rahmenprogramm und Verköstigungen, welches das Publikum bindet.
  10. Wichtigster Tipp: Künstler:innen können Diven sein, sie sind teilweise extrem emotional und das hast Du zu verstehen. Wenn Du das nicht verstehst, kannst Du jederzeit Personen ansprechen, welche sich im Spektrum der Kulturindustrie bewegen und hierüber den sog. "Mainstream" ansprechen.

Gedanken zu Instagram


iSpeech

Nach etwas über 6 Jahre Aktivität auf Instagram, habe ich mich zu einem Rückzug von der Plattform entschieden. Das hat viele Gründe: ich durfte in dem Universum einige wahnsinnig gute Künstler:innen kennen lernen, ich wurde inspiriert, ich wurde nicht inspiriert und ab einem ziemlich interessanten Zeitpunkt sah ich mich in der Spirale des Systems:

"Du bist nur gut, wenn Du eine extreme Reichweite hast!".

Ich fand diese Logik durchaus interessant, denn: hey - hohe Reichweite bedeutet ja auch viele Fans, die mir folgen und die meine Motive konsumieren und sich inspiriert fühlen! Selbstverständlich entdeckte ich auch, dass sehr viele Menschen auch anfingen, sich mit LITH, mit Wasted Films oder auch mit Soaked Films zu beschäftigen.

Aber ich beobachtete auch die Schattenseiten in diesem Spiel, wo ich ein Teil war: ab einem gewissen Reichweitenwachstum war ich nicht mehr frei. Ich sah eine Wechselwirkung zwischen Bildsprache / Technik und Interaktionen. Sprich: ich bediente einen Markt. Nun fragte ich mich, ob ich bei einer simplen Marktbedienung ein Künstler, oder ein Teil der Kulturindustrie bin und hier als Dienstleister funktioniere.

Es ist völlig okay, als Dienstleister zu funktionieren, es ist auch in Ordnung, die Existenz auf Unterhaltung einer Fanbase / einer Filterblase auszurichten und ich habe das sehr lange und sehr intensiv genau in dem Schema betrieben.

Das war auch schön! Natürlich war das schön und befriedigte meine persönliche Eitelkeit, als plötzlich die Menschen sagten: "Wow - diese Reichweite!" und "Du bist toll!". Nun denke ich etwas spezieller und ich fragte die Gründe ab. Ich redete mit den "Fans" und bekam in den meisten Fällen keine konkreten Rückmeldungen zu den Motiven, warum man meine Bilder "mag" und warum man "Fan" ist. Kurzum: ich sah in den meisten Fällen keine Verbindung zu meiner Kompetenz. Ich fragte mich, welchen konkreten Mehrwert virtuelle Lobes- und Liebesarien dann hat, wenn ich von einer großen, grauen und nicht greifbaren Masse grundsätzlich nur konsumiert werde, weil die Zahlen so schön aussehen!

Mh. Dann gibt es eine weitere Geschichte, die sich in meinem Broterwerbsjob befindet. Das ist der Datenschutz, die Datensicherheit und die vielen VIELEN Kritikpunkte an dem Komplex "Facebook". Irgendein Projekt führte mich einmal zu der Frage "Wieviele Accounts auf Instagram sind überhaupt reale Menschen?". Ich fand damals eine gute Monitoringlösung und ich kann meinen Leser:innen nur den Rat geben, davon auszugehen, dass Facebook / Instagram das Botproblem niemals in den Griff bekommen kann und sicherlich auch nicht in den Griff bekommen möchte. Also sollte man sich fragen, wieviel Sinn eine starke und öffentliche Aktivität auf dieser Plattform überhaupt macht.

In Summe ziehe ich eine realistische Bilanz zu der Plattform. Man kann die nutzen, man kann die auch intensiv (be)nutzen, aber nur unter den Bedingungen:

  1. Man ist ein Selbstdarsteller
  2. Man hat sehr viel Zeit für die Interaktion mit Fans
  3. Man hat keinerlei Probleme damit, Aspekte der eigenen Persönlichkeit und des eigenen Lebens zu _verkaufen_.
  4. Man hat ein Gespür für Märkte und ist sich absolut bewusst, dass man eine gewisse minimale Profitchance (Ausstellungen, Verkäufe) hat, wenn man ganz genau das abliefert, was die Märkte zu sehen wünschen.
  5. Man begreift sich als Teil der Kulturindustrie! (Ganz wichtig!)
  6. Man bindet das eigene Ego an Zahlen (Fans, Likes etc.)

Sucht man also:

  1. Richtige Rückmeldungen inkl. Diskussion mit Kunstkonsument:innen
  2. Inspiration
  3. Extrem gute, profitable und auch harte Kritik (Technik, Bildsprache, Materialien)

ist man auf Instagram völlig falsch platziert und ich rate zur "richtigen Welt"! 🙂